Viele Pferdebesitzer bemühen sich, die Beziehung zu ihrem Pferd zu verbessern. Aber wie das Pferd uns sieht und wie es sich an bestimmte Menschen bindet, ist nicht leicht zu erforschen.
Es gibt vereinzelte Studien über das Verhalten und den Stresspegel von Pferden, wenn sie vom Besitzer/Trainer gehandhabt wurden, im Vergleich zu einer unbekannten, aber pferdefreundlichen und ruhigen Person. Es wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt, die darauf hindeuten, dass das Pferd eine ihm bekannte Person bevorzugt, sicherer ist oder bessere Leistungen erbringt. Es sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich, um allgemeine Schlussfolgerungen über die Bindung zu ziehen, sagt Elke Hartmann von der SLU.
Das Pferd ist weder Hund noch Mensch
Es ist schwierig, die Pferd-Mensch-Beziehung mit der zum Beispiel zu einem Hund gleichzusetzen. Der Hund ist eine ganz andere Spezies und geht eine sichtbar engere Bindung mit "seinem" Menschen ein. Außerdem leben Hunde im Haus und damit näher bei uns.
„Alle sagen, sie möchten eine enge Beziehung zu ihrem Pferd, aber wissenschaftlich wissen wir nicht wirklich, wie Pferde zeigen, dass die Beziehung zu einem einzelnen Menschen gut ist", sagt Elke Hartmann und gibt ein Beispiel:
„Untersuchungen haben gezeigt, dass ein mit positiver Verstärkung trainiertes Pferd mehr Kontakt zum Menschen sucht als andere Pferde. Aber liegt das daran, dass die Pferd-Mensch-Beziehung besonders gut ist, oder daran, dass das Pferd futtermotiviert ist und seine Belohnung sucht?“
Ein weiteres Beispiel ist ein Pferd, das angelaufen kommt, wenn man es von der Koppel holt, oder das wiehert, wenn man morgens den Stall betritt. Viele von uns deuten dies als Zeichen einer tiefen Beziehung.
Die Frage ist jedoch, was es bedeuten könnte. Wiehert das Pferd, weil es uns mag, oder weil wir eine Ressource sind, die mit Futter oder der Möglichkeit, zu seinen Artgenossen zu kommen, verbunden ist?
Sei sensibel und beginne bei dir selbst
Pferde sind Individuen. Viele von ihnen sind neugierig; sie kommen gerne zu uns Menschen. Wenn sie nicht kommen wollen, ist es wichtig, sensibel zu sein und zu versuchen zu verstehen, warum. Liegt es daran, dass wir mit Unbehagen verbunden sind, z. B. durch Stress verursachende Übungen, oder gibt es andere Gründe?
„Wenn das Pferd mit mir zusammen sein möchte, kann ich das positiv deuten, als ob es meine Anwesenheit genießt. Ich kann mich aber auch darüber freuen, dass es sich entscheidet, mit seinen Freunden auf der Koppel zu bleiben. Das zeigt, dass ich ihm ein gutes Pferdeleben ermögliche“, betont Elke Hartmann.
Wenn sie Zeit mit ihrem Pferd verbringt, konzentriert sie sich nicht so sehr auf die Beziehung an sich, sondern mehr darauf, was sie tun muss, um ein Mensch zu sein, dem das Pferd vertrauen kann. Was sie tun muss, damit das Pferd sich sicher fühlt, versteht, was sie von ihm erwartet, und damit es sich motiviert fühlt mitzuarbeiten.
7 Ratschläge der Ethologin für dich als Pferdebesitzer
1. Gute Pferdehaltung im Alltag
"Bevor wir überhaupt an die Ausbildung von Pferden denken, müssen sie sich wohlfühlen und ihre Bedürfnisse in Bezug auf ihre Haltung erfüllt werden." betont Elke Hartmann.
Beginne damit, das allgemeine Wohlbefinden deines Pferdes zu beurteilen. Ist es gesund und hat es ausreichend sozialen Kontakt zu Gleichaltrigen, angepasstes Futter, genügend Fresszeit, Bewegungsfreiheit usw.?
2. Auf die Signale des Pferdes hören
Versuche ständig, dein Pferd besser zu "lesen". Wenn es sich zum Beispiel bei deiner Ankunft abwendet, analysiere, warum. Wie fühlt es sich heute? Ist es motiviert oder ist das bevorstehende Training mit Unbehagen verbunden? Könnte es irgendwo Schmerzen haben?
Ein anderes Beispiel ist ein Pferd, das aufgeregt ist. Bedeutet dies, dass es glücklich ist, oder könnte es ein Zeichen von Stress sein?
Viele sehen es als Übermut und Freude an, wenn ein Pferd bockt und vor einer Trainingseinheit freilaufen/ablongiert werden muss. Aber überschüssige Energie kann auch als Zeichen dafür gedeutet werden, dass etwas in der Haltung des Pferdes nicht optimal ist. Elke Hartmann fragt sich, ob das Pferd genug Auslauf mit Freunden bekommt, auf Flächen, wo es seinen Bewegungsdrang ausleben kann.
3. Motivation ist der Schlüssel
Überlege, wie du das Pferd zur Mitarbeit motivieren kannst, wir wollen ihm ein möglichst positives Erlebnis beim Training vermitteln.
Hier ist es wichtig, sich Wissen darüber anzueignen, wie Pferde lernen, damit wir verstehen, wie wir ein gewünschtes Verhalten verstärken können. Das Pferd wird motiviert, indem es für etwas arbeitet. Aber wofür? "Wenn die Motivation fehlt, muss man erfinderisch sein und sein Trainingssystem so gestalten, dass es zum Individuum passt", sagt Elke Hartmann.
Sie selbst trainiert ihr eigenes Pferd viel mit positiver Verstärkung, also mit Clickern/Belohnungsworten und verschiedenen Futterbelohnungen, dazu kommt das Training mit negativer Verstärkung, also dem Wegnehmen von Druck. Manche Pferde werden vor allem durch Futter motiviert, andere durch Streicheleinheiten oder eine Pause. Monotones Training ohne Pausen und Abwechslung hingegen senkt die Motivation.
4. Gib dem Pferd eine Wahl
Viele traditionell ausgebildete Pferdeleute sind es nicht gewohnt, dass man dem Pferd eine Wahl lässt. Elke Hartmann ist jedoch der Meinung, dass wir die Gefühle und die Tagesstimmung des Pferdes berücksichtigen und uns nicht aufdrängen sollten. Wenn dein Pferd einen "schlechten Tag" hat, kannst du vielleicht das Training gegen einen Spaziergang tauschen?
5. Konsequenz und klare Signale
Beim Training ist es laut Elke Hartmann entscheidend, dass man konsequent ist und ein klares Signalsystem aufbaut, das das Pferd versteht. "Viele Konflikte beruhen auf Missverständnissen, Verwirrung und Stress.“
Wir sollten die Signale nicht wechseln, so dass das Pferd an verschiedenen Tagen unterschiedliche Sprachen verstehen muss. Es ist wichtig, das richtige Timing bei Zugeständnissen und Belohnungen zu haben.
6. Das Verhalten allmählich formen
Da das Pferd selten instinktiv versteht, was wir Menschen wollen, ist es wichtig, einen Trainingsplan zu erstellen und mit dem so genannten "Shaping" zu arbeiten. Das bedeutet, dass wir ein Verhalten, z. B. eine Dressurlektion, schrittweise aufbauen.
Wir tun dies, indem wir Verhaltensweisen verstärken, die in die richtige Richtung führen, so dass es sich allmählich an das herantastet, was wir wollen. Zerlegen Sie die Übung in Teile, die dann zusammengesetzt werden. „Es sollte für das Pferd einfach sein, das zu schaffen", sagt Elke Hartmann.
7. Denke an die Sicherheit für euch beide
Manchmal hört man die Aufforderung, dass wir mehr mit unseren Pferden spielen sollen. Vielleicht ist das ein Euphemismus dafür, dass wir Menschen uns entspannen und vernünftigere Ansprüche an uns selbst stellen sollen? Regelmäßiges Spielen zwischen Pferden und Menschen ist jedoch nichts, was Ethologen empfehlen.
Es ist leicht, die Beziehung zwischen uns und Hunden mit der Beziehung zwischen uns und Pferden zu vergleichen. Aber warum sollte ein erwachsenes Pferd mit mir als Mensch spielen wollen, wenn es stattdessen mit Artgenossen in Kontakt treten kann? Hier kommt auch der Sicherheitsaspekt ins Spiel. Ein Fohlen möchte vielleicht mit uns spielen, aber wir müssen ihm Grenzen setzen, weil die Situation gefährlich werden kann.
"Stattdessen sollten wir uns an den wissenschaftlich fundierten Trainingsprinzipien orientieren, die von der International Society for Equitation Science (ISES) zusammengestellt wurden." meint Elke Hartmann. Sie zielen auf eine positive, sichere und klare Interaktion ab.
Mensch-Pferd-Kommunikation in der Reitschule
Elke Hartmann ist Teil einer Reihe von spannenden Forschungsprojekten, von denen eines von der Stiftung für Pferdeforschung und dem Agria-Forschungsfonds gefördert wurde. Die Studie trägt den Titel "Stärkung der Wissensbasis von Reitschulen zur Verbesserung des Wohlbefindens der Pferde und der Mensch-Pferd-Kommunikation".
Ziel der Reitschulstudie ist es, das Wissen und die Einstellungen in Bezug auf das Verhalten von Pferden, das Wohlergehen von Pferden und die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd in schwedischen Reitschulen zu erfassen. Auf der Grundlage der gesammelten Daten werden Elke Hartmann und ihre Kollegen analysieren, wie die aktuelle Forschung den praktischen Unterricht und die Pädagogik der Reitschulen ergänzen kann.